Partizipation beschreibt die Teilhabe und Mitgestaltung von Individuen an sozialen Prozessen. Es handelt sich somit um einen sozialen, kommunikativen und politischen Prozess, in dem nicht gewählte Akteure an der Gestaltung öffentlicher Angelegenheiten mitwirken. Dabei geht es nicht nur um punktuelle Beteiligung, sondern zunehmend auch um institutionalisierte Partizipation – also die Etablierung formeller Regelungen, die eine regelmäßig wiederkehrende Beteiligung dieser Akteure ermöglichen und somit demokratische Prozesse dauerhaft stärken.
Die Partizipation der Öffentlichkeit stellt einen zentralen Bestandteil von Verwaltungshandeln dar und legt die Basis für eine lebendige Demokratie. Daher wird Partizipation von Seiten des österreichischen Staates als wichtiges Element einer proaktiven und bürger:innennahen Politik und Verwaltungsführung verstanden. Ziel von Partizipationsprozesse ist es somit, beständige und von einer breiten Bevölkerung unterstützte Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Diese Öffentlichkeitsbeteiligung bei der Entwicklung und Evaluierung von Politiken, Rechtsakten, Plänen, Programmen und Projekten ermöglicht es Interessierten und Betroffenen, ihre Anliegen zu artikulieren und Standpunkte zu vertreten. Angesichts der zunehmenden gesellschaftlichen Komplexität, sowie einer zunehmenden Meinungsvielfalt ist die staatliche Verwaltung immer mehr auf Erkenntnisse aus partizipativen Prozessen angewiesen, um Handlungssicherheit, optimale Rahmenbedingungen für gesellschaftlichen Fortschritt sowie eine ausgebaute Legitimität von Verwaltungshandeln gewährleisten zu können. Somit sind die Strukturen und Voraussetzungen für solch eine aktive Teilhabe zu schaffen und laufend an die aktuellen Entwicklungen anzupassen (BMKÖS, 2023).
Wieso beschäftigen wir uns mit Partizipation?
Unsere Gesellschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Die Netzwerkgesellschaft verändert die Art und Weise, wie wir miteinander verbunden sind, die Wissensgesellschaft macht Information zur zentralen Ressource des Handelns, und in einer diversen Gesellschaft werden komplexe Realitäten durch vielfältige Perspektiven erfasst und gestaltet. In diesem Kontext gewinnt Partizipation zunehmend an Bedeutung. Die Designtheoretiker Rittel und der Stadtplaner Webber wiesen bereits 1973 darauf hin, dass gesellschaftliche Fragestellungen grundlegend anders zu behandeln sind als naturwissenschaftliche. In ihrem Werk „Dilemmas in a General Theory of Planning“ bezeichneten sie soziale Probleme als „wicked“ – also als vielschichtig, widersprüchlich und niemals vollständig lösbar. Genau hier setzt Partizipation an: Sie schafft Räume, in denen solche komplexen Fragen gemeinsam verhandelt werden können.
Laut der OECD (2025) erfordern komplexe Gesellschaften neue Rahmenbedingungen für Wissen, Information und Lernen, insbesondere ein systemisches, vernetztes Denken. Die Herausforderungen unserer Zeit – sei es im Bereich Technologie, Energie oder Finanzen – verlangen zukunftsorientierte und an Zielgruppen angepasste Instrumente. Gleichzeitig wächst der Anspruch an Legitimation und Transparenz: Politisch-administrative Prozesse müssen nachvollziehbar gestaltet werden. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, braucht es adaptive und innovative Organisationsformen, die auf strukturierte Kooperation setzen – nicht nur innerhalb der Verwaltung, sondern im Zusammenspiel mit Bürgerinnen, Zivilgesellschaft und weiteren Akteurinnen. Partizipation ist daher kein optionales Element, sondern ein zentrales Prinzip für zukunftsfähige Gestaltung: Sie stärkt demokratische Prozesse, ermöglicht gemeinsames Lernen und schafft die Grundlage für nachhaltige Entscheidungen in einer vernetzten, dynamischen Welt.

Partizipationsprojekte lassen sich wirkungsvoller gestalten, wenn sie gezielt einer konkreten Phase im Policy-Cycle zugeordnet werden. Denn jede Phase – von der Themenfindung bis zur Evaluierung – bietet unterschiedliche Anknüpfungspunkte für Beteiligung: In der Agenda Setting-Phase kann Partizipation helfen, gesellschaftlich relevante Themen sichtbar zu machen, während in der Politikformulierung gemeinsam Lösungsansätze entwickelt werden können. Auch in der Implementierung oder Evaluierung kann Beteiligung durch praxisnahe Rückmeldungen und Bewertungen einen wichtigen Beitrag leisten. Die Zuordnung eines Vorhabens zu einer spezifischen Phase erleichtert somit die zielgerichtete Integration in politische und administrative Abläufe.

Ein Entscheidungsbaum (siehe Abschnitt „Formen und Instrumente der Beteiligung“) kann hierbei als methodisches Instrument dienen, um Projekte gezielt im Zyklus zu verorten und passende Beteiligungsformate auszuwählen. So wird Partizipation nicht zum Selbstzweck, sondern zu einem strukturierten Bestandteil guter Regierungsführung.
Das Regierungsprogramm unterstreicht in vielfältiger Weise die zentrale Bedeutung von Partizipation für eine lebendige Demokratie und eine inklusive Gesellschaft. Bereits im Kapitel Verfassung, Menschenrechte und Verwaltung (S.123) wird eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit den Herausforderungen unserer Zeit angestrebt – durch die Abhaltung eines Verfassungskonvents, der nicht nur Grundrechte stärken, sondern auch die Balance zwischen Bund und Ländern im Sinne der Subsidiarität neu austarieren soll. Dabei steht insbesondere das Zusammenspiel zwischen repräsentativer und direkter Demokratie im Vordergrund. Die Stärkung einer „wehrhaften Demokratie“ sowie effektive Kontroll- und Rechtsschutzmechanismen sollen einen robusten Rahmen für demokratische Teilhabe schaffen. Im Bereich Entbürokratisierung und Verwaltung (S.200, 203) wird Partizipation konkret durch ein Bekenntnis zur bürgernahen Verwaltung umgesetzt: Der diskriminierungsfreie, inklusive und einfache Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen – sowohl analog als auch digital – soll allen Menschen offenstehen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Transparenz und der Förderung der demokratischen Teilhabe in Verwaltungsprozessen. Partizipation wird auch in fachspezifischen Bereichen breit gedacht: In der Forstwirtschaft (S.144) wird der partizipative Prozess „Vision 2028+“ fortgeführt, der auf eine breite gesellschaftliche Einbindung setzt. Im Bereich Klima- und Umweltschutz (S.155) ist die frühzeitige und umfassende Einbindung relevanter Akteur:innen ein zentrales Element. Auch in der Wissenschaft (S.194) sollen Studierende und unterschiedliche Anspruchsgruppen aktiv an der Weiterentwicklung des Studienrechts beteiligt werden. Der Bereich Steuern und Finanzen (S.29) sieht vor, Maßnahmen zur Stärkung des Spielerschutzes und zur Bekämpfung illegalen Glücksspiels umzusetzen. Dabei sollen Expert:innen aus dem Jugend- und Suchtbereich sowie Marktteilnehmer:innen in die Ausarbeitung regulativer Maßnahmen, wie etwa zur Regulierung von Lootboxen, eingebunden werden. Besonders umfassend wird Partizipation im Kapitel Familie, Jugend und Kinder (S.107) thematisiert. Der Ausbau von Jugendparlamenten, inklusiven Partizipationsangeboten und ein fortgesetzter Jugenddialog sollen junge Menschen strukturell einbinden. Auch die Bundesjugendvertretung wird ausdrücklich als zentrale Stimme anerkannt. Für den Bereich Frauen (S.133) betont das Programm die Notwendigkeit, Frauen – insbesondere im ländlichen Raum – durch gezielte Maßnahmen in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, etwa im Hinblick auf politische Teilhabe, Bildung, Kinderbetreuung, Mobilität oder Digitalisierung. Schließlich trägt auch das Kapitel Digitalisierung (S.180) zur Förderung gesellschaftlicher Teilhabe bei: Neben digitalen Angeboten soll es weiterhin analoge, barrierefreie und diskriminierungsfreie Zugänge zu Informationen und öffentlichen Leistungen geben – mit dem Ziel, niemanden auszuschließen und allen ein selbstbestimmtes Leben in Österreich zu ermöglichen (ÖVP, SPÖ, & NEOS – Das Neue Österreich und Liberales Forum, 2025).
Disclaimer: Der Text und die Grafiken wurden mit Unterstützung künstlicher Intelligenz erstellt. Die Inhalte basieren auf menschlicher Konzeption und wurden durch KI-gestützte Tools bei der Ausarbeitung und Visualisierung ergänzt.
Quellenverzeichnis
BMKÖS. (20243). PM 035: Partizipation im digitalen Zeitalter [PowerPoint Folien], Verwaltungsakademie des Bundes.
ÖVP, SPÖ, & NEOS – Das Neue Österreich und Liberales Forum. (2025). Jetzt das Richtige tun. Für Österreich: Regierungsprogramm 2025–2029.
https://www.dievolkspartei.at/Download/Regierungsprogramm_2025.pdf
OECD. (2025). Recommendation of the Council on Open Government (OECD Legal Instruments, OECD/LEGAL/0438). Organisation for Economic Co-operation and Development. https://legalinstruments.oecd.org/en/instruments/OECD-LEGAL-0438
Rittel, H. W. J., & Webber, M. M. (1973). Dilemmas in a general theory of planning. Policy Sciences, 4(2), 155–169. https://doi.org/10.1007/BF01405730
Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an:
Bundeskanzleramt
Abteilung III/9 – Strategisches Performancemanagement und Verwaltungsinnovation
E-Mail: partizipation@bka.gv.at