Digitale Partizipation

Das digitale Zeitalter ist durch eine Transformation der Gesellschaft durch digitale Informations- und Kommunikationstechnologien charakterisiert. Digitalität bietet Potenzial: „Digitale Medien schaffen eine erweiterte soziale und politische Realität. Menschen können durch die Teilnahme an digitalen Prozessen aktiv mitwirken und Verantwortung übernehmen“ (Stalder, 2021). In diesem Kontext kommt besonders den sozialen Netzwerken (wie Instagram, Twitter oder Facebook) eine neue Rolle zu: Sie stellen in einer sich zunehmend im digitalen Raum bewegenden Gesellschaft eine Option für neue politische und zivilgesellschaftliche Handlungsformen dar (Kenner & Lange, 2020). Sie nehmen überdies Einfluss auf den politischen Dialog zwischen Bürger:innen und dem Staat (Schmölz, 2019), zumal sich vor dem Hintergrund dieser durch größere Zugänglichkeit, Mobilität und Flexibilität bedingten Veränderungen neue Erwartungen an Information, Transparenz und Teilhabe und somit auch an die Politik und Verwaltung ergeben (Tillmann et al., 2019; BMKÖS, 2023).

Die Besonderheiten einer vernetzten Gesellschaft und der digital-mediatisierten Form der Kommunikation bergen sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die Demokratie. Die sich aus der Digitalisierung und Mediatisierung ergebende „Sozialität, Vernetzung, Unmittelbarkeit oder Ortsungebundenheit“ fördert die intensivere Möglichkeit sich im gesellschaftlichen Diskurs einzubringen und sorgt für breiter gestreute Aktivitäten in der Schnittstelle zwischen Bürger:in und Staat (Thimm, 2018). Die digitalen Optionen gehen mit neuen Möglichkeiten der dezentralen Koordination sowie der Analyse von großen Datenmengen, die wiederum die Verbesserung und damit auch die Ausweitung der Transparenz und der Responsivität sowie des Petitionswesens fördern kann (Thiel, 2021). Aus der Fülle an Informationen und der Transparenz öffentlicher Daten kann ein Fundament für neuartige Kampagnen und soziale Bewegungen resultieren (BMKÖS, 2023).

Digitalisierung kann Prozesse vereinfachen und beschleunigen. Informationen können vollständiger und schneller zugänglich gemacht werden, Menschen können ohne persönliche Interaktion kommunizieren und zusammenarbeiten und Kollektiventscheidungsprozesse können online rascher durchgeführt werden (Gersbach, 2019). Entscheidungsträger:innen wird ermöglicht, einfach und schnell über ihre politischen Aktivitäten zu informieren, Gedanken und Positionen zu teilen und zu erfahren, was die Bürger:innen beschäftigt (Schmölz, 2019). Somit können möglichst viele Leute gleichzeitig einbezogen werden (Fisher et al., 2020). Zusätzlich können auch Personen, die sich nicht aktiv beteiligen wollen, Online-Diskussionen verfolgen und sich folglich mit dem Thema auseinandersetzen. Online-Verfahren ermöglichen es, positive Effekte der Bürger:innenbeteiligung – wie das bessere Verstehen allgemein oder die bessere Akzeptanz von Entscheidungen – auch bei denjenigen zu erreichen, die nicht aktiv am Prozess teilnehmen. Online können sich sehr viele Menschen gleichzeitig mit ihren Ideen und Standpunkten einbringen (Tillmann et al., 2019; BMKÖS, 2023).

Auch Zugangshürden können vermindert werden. Die Möglichkeit, sich schriftlich zu äußern und einzubringen, setzt Zugangsbarrieren herab (Tillmann et al., 2019). Durch die Gegebenheit, nicht mit dem eigenen Namen und in persönlicher Interaktion auftreten zu müssen, kann die Teilnahme von vornherein erleichtert werden (Müller-Brehm & Otto, 2019). Digitalisierung ermöglicht einen vereinfachten Austausch zwischen Bürger:innen untereinander, aber auch zwischen der Verwaltung und Bürger:innen und unterstützt eine generell bessere Informationsvermittlung (Fisher et al., 2020). Das daraus resultierende Potenzial für eine höhere Beteiligung der Bürger:innen kann eine höhere Inklusion nach sich ziehen, zumal die Chance besteht, Angehörige marginalisierter und sozial unterrepräsentierter Gruppen in Entscheidungsprozesse miteinzubinden (Hashemi & Moder, 2020). Generell schafft die Digitalität neue Handlungsspielräume für die Öffentlichkeitsbeteiligung, insbesondere in Hinblick auf die inklusive Gestaltung. Dafür eignen sich hybride, also kombinierte analoge und digitale Methoden oder parallel angebotene Online- und Offline-Methoden. Generell sollte nicht vollständig auf analoge Methoden verzichtet werden, da manche bereits gut etabliert sind und damit auch weniger technikaffine Bevölkerungsgruppen erreicht werden können. Insgesamt ist es „[i]n Kombination mit gängigen Offline-Verfahren (…) möglich, eine größere Vielfalt in den Lebensumständen und Perspektiven der Beteiligten sichtbar zu machen“ (Müller-Brehm & Otto, 2019; BMKÖS, 2023).

Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an:

Bundeskanzleramt
Abteilung III/9 – Strategisches Performancemanagement und Verwaltungsinnovation
E-Mail: partizipation@bka.gv.at